Ein Tag am Meer mit Christopher

Mit meinem Patenkind Christopher hat 2020 meine Herzensaufgabe hier im Kongo begonnen und der Grundstein von Motema Congo wurde gelegt. Auch er kommt aus einer sehr armen Familie und lebt in einfachsten Verhältnissen mit vielen Geschwistern. Täglich genügend nahrhaftes Essen ist keine Selbstverständlichkeit für die Familie. Zur Schule kann er nur gehen durch meine Patenschaft.

Der Ort Muanda am Meer liegt 90 Minuten Autofahrt von Boma entfernt. Christopher und seine ganze Familie kennen das Meer bisher nicht. Eine Fahrt dorthin können sie sich nicht leisten. In mir kam der Wunsch auf mit Christopher einen gemeinsamen Tag zu verbringen und ihm das Meer zu zeigen.

So haben Pfarrer Jean Leonard und ich letzte Woche mit ihm und seiner Mama darüber gesprochen. Christopher war sofort begeistert, konnte sich aber `das Meer` auch gar nicht richtig vorstellen. Er freute sich daher allgemein sehr auf den unerwarteten Ausflug, der für den vergangenen Sonntag geplant wurde.

Bereits um 8:00 Uhr in der Früh ging es los. Das komplette Motema Congo Team war dabei, ebenso Dauphine`s Sohn. Als wir Christopher zu Hause abholten berührte es mich schon, als ich sah wie schick er für diesen Tag gekleidet war. Seine Mama begleitete ihn noch zum Auto, dann ging es schon los mit unserer kleinen Abenteuerreise ans Meer .

In Muanda angekommen stärkten wir uns erst einmal mit einem späten Frühstück. Es gab Brot mit Avocado und Tee. Christopher hat sogleich drei Brote gegessen. Es wurde mir einfach wieder die Tatsache vor Augen geführt, dass sich satt essen, für Christopher keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Gestärkt ging es anschließend zum Meer. Christopher war überwältigt und konnte es irgendwie gar nicht fassen, dass der Ozean so groß und weitläufig ist. Sogleich rannte er völlig begeistert gemeinsam mit Pfarrer Jean Leonard ins Wasser.

Nahezu drei Stunden waren wir am Strand und Christopher war so gut wie durchgehend im Wasser. Er sprang ausgelassen hin und her wie ein Fisch und vor Freude schlug er sogar einen Purzelbaum im Meer. Er war einfach glücklich. Mir schenkte es ein tiefes Gefühl von Freude und Zufriedenheit Christopher so unbekümmert zu sehen.

Vor unserer Heimfahrt am späten Nachmittag haben wir noch gemeinsam gegessen. Plötzlich kullerten ein paar Tränen bei Christopher und schlug die Stimmung in leichte Traurigkeit um. Schnell war klar, er hatte schlichtweg nur Heimweh. Christopher war heute zum ersten Mal in seinem Leben einen ganzen Tag alleine von seiner Familie getrennt. Der Tag war lange für ihn und er vermisste einfach seine Eltern und Geschwister. Für mich zeigte es die tiefe Verbundenheit zu seiner Familie in der er trotz der Armut, reich an Liebe und Geborgenheit aufwächst. Ich bin sehr froh darüber, dass Christopher so ein liebevolles Elternhaus hat.

Er ließ sich allerdings leicht hinwegtrösten und gemeinsam traten wir die Heimfahrt an. Kaum wieder unterwegs, ist er im Auto in meinem Arm eingeschlafen und schlief die komplette Fahrt so durch. Ich weckte ihn erst als wir sein zu Hause erreicht hatten. Dort kamen uns in der Dunkelheit schon seine Mama und Schwester entgegen. Die Eltern waren sehr glücklich das ihrem Sohn dieses Erlebnis am Meer geschenkt wurde.

Ich bin mir sicher, Christopher wird sich trotz des leichten Heimwehs am Ende, immer mit Freude an diesen Glückstag beim herumtollen am Meer erinnern.

Für mich war es ein Tag purer Leichtigkeit, voller Freude und Glückseligkeit. Ich werde mich noch sehr lange und immer gerne an diesen Tag und Christophers Purzelbaum im Meer erinnern.

Auch dir wünsche ich besondere Tage voller Freude, die für immer im Herzen bleiben.

Alles Liebe aus dem Kongo

Jessica


2 Gedanken zu “Ein Tag am Meer mit Christopher

  1. Liebe Jessica,
    mir kommen schier die Tränen, wenn ich deinen Beitrag lese. In welchem Reichtum meine zwei Enkelkinder hier leben – unvergleichlich. Und dann — du schreibst wie groß Geborgenheit und Liebe der Eltern für Christopher sind.
    Schau, die Eltern hier arbeiten so viel , am Computer, oft Zuhause, aber die Kinder sind derweil in ihren Vorschule bzw. für kleine Kinder in der Gruppe. Sie machen immer ein großes Getue um die Eltern zu „beschäftigen“ wenn sie Zuhause sind.
    Na, solange ich meine Liebe noch dazu geben kann(Halbzeit auch hier) ist es ein Segen für die Kinder .
    Allerherzlichste Grüße !
    Christine , aus Arizona.

    1. Liebe Christine, ich danke dir für deine Worte und deinen Einblick. Tatsächlich gibt es diese komplett verschiedenen Welten. Ich versuche immer aus jeder Welt, aus unserer westlichen und auch aus der afrikanischen Welt das positive für mich mitzunehmen. Auch wenn man gewisse Werte oder Lebensformen von der anderen Welt manchmal sehr vermisst. Fühl dich im Herzen umarmt und liebste Grüße aus dem Kongo nach Arizona,
      Jessica

Schreibe eine Antwort zu jhaupt88Antwort abbrechen