Eine besondere Fügung am Kongofluss

Lieber Leser,

der Weltfrauentag wird im Kongo groß gefeiert. Für die kongolesischen Frauen hat dieser Tag eine noch tiefere Bedeutung als bei uns, da sie weitaus stärker für die Gleichberechtigung der Frau kämpfen müssen. Hier sind bei identischer Qualifikation und Tätigkeit, die Gehälter von Frau und Mann durchaus noch sehr unterschiedlich. Die Frauen machen sich deshalb chic in ihren traditionellen Kleidern, feiern, singen und tanzen.

So verabredeten sich an diesem Nachmittag auch unsere Dauphine und ich, um gemeinsam etwas Zeit am Kongofluss zu verbringen.



Wir unterhielten uns ausgiebig und genossen unsere Zeit. Geradezu beseelt fühlten wir uns, da wir genau an dieser ruhigen Stelle, auf diesen Steinen das erste Mal 2020 gemeinsam saßen. Wir verbinden schöne Erinnerungen damit und waren seitdem auch nicht mehr hier gewesen.



Am späten Nachmittag gesellte sich eine Mama mit ihren drei Kindern zu uns. Schnell erkannten wir, dass die Familie sich hier im Fluss waschen möchte um ihre abendliche Körperpflege durchzuführen. Mit Seife ausgestattet stürzten sie sich auch schon in die Fluten. Die Mama sang dabei ergreifend schöne Verse auf lingala und bald tauchte auch sie wie ein Fisch unter Wasser und schwamm ein wenig hinaus. Zwei Buben der Familie sprangen ausgelassen von einem Stein in den Fluss. Die Stimmung war so unbeschwert und erinnerte mich ein Stück weit an meine eigene Kindheit, als an heißen Tagen unsere Eltern mit meinen Geschwistern und mir, am Abend noch schnell in die schwarze Laber zum abkühlen sprangen.



Bald fiel mir einer der zwei Brüder auf. Er sprang immer wieder einen Salto ins Wasser, unsere Blicke begegneten sich und er lächelte mich an. Trotz der freudigen Stimmung fiel mir aber auch auf wie dünn der Junge ist. Ich wollte mehr über ihn und seine Familie erfahren.

Dauphine begann daraufhin ein Gespräch mit der Mama. Sie erzählte uns, dass ihr jüngster Sohn zwei Jahre und die Brüder sieben und acht Jahre alt sind. Die Familie ist sehr arm. In die Schule können die Kinder leider nicht gehen.

Der jüngere der zwei Brüder, zu dem ich eine Verbindung spürte, heißt Emanuel.
Sein achtjährige Bruder heißt Jonathan. Als ich den Namen hörte ging mein Herz noch mehr auf, hieß doch der besondere Waisenjunge welcher 2020 verstarb, ebenfalls Jonathan.

Dauphine und ich mit Emanuel



Zwei Tage zuvor hatte ich eine Nachricht bekommen, mit der Anfrage ein Patenkind unterstützen zu wollen. Da wir unsere mittlerweile 33 Patenkinder so individuell wie möglich begleiten und noch Erfahrungswerte sammeln wollen, haben wir beschlossen momentan keine neuen Patenkinder aufzunehmen. Dies antwortete ich schließlich auch auf diese Anfrage.

Nun 48 Stunden später sitze ich am Kongofluss und spüre den Wunsch, mit Emanuel zumindest einem Kind in dieser Familie die Schule ermöglichen zu wollen.

Kurzerhand schrieb ich direkt vom Ufer aus eine Nachricht an die Person welche sich ein Patenkind gewünscht hat ob das Interesse noch besteht, da ich gerade eine Herzensbegegnung habe. Bald darauf kam die positive Antwort, der Wunsch sei immer noch vorhanden.

Daraufhin erklärte Dauphine der Mama das wir von dem Verein Motema Congo sind und einem Kind in der Familie durch eine Patenschaft die Schule ermöglichen können. Bereits für den nächsten Tag verabredeten wir uns für ein Gespräch bei ihnen zu Hause und um Emanuel den Schulpaten zu vermitteln.

Emanuel am nächsten Tag

Freudig über unsere Begegnung und den angesagten Besuch, sammelte die Mama ihre Waschsachen zusammen und rief ihre Kinder um gemeinsam den Heimweg anzutreten. Sie erklärte noch, dass sie den Gottesdienst nicht verpassen möchten, an dem sie jeden Abend mit ihren Kindern zum Beten teilnimmt. Fröhlich verabschiedeten wir uns voneinander.

Mein Herz freut sich sehr über diese glückliche Fügung mit der Emanuel die Schule ermöglicht werden kann.

So wünsche ich auch Dir immer wieder das Gefühl auf deinem Weg geführt zu sein.

Herzliche Grüße

Jessica


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