Solaranlage für Mbata Kiela oder das Vermächtnis von Herrn Göppel

Lieber Leser,

heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen, die vor fast genau einem Jahr mit einer unscheinbaren Email ihren Anfang machte und am Ende zu dem bisher größten Projekt von Motema Congo e. V. wurde.

Liebe Verantwortliche der Kongo Hilfe!

Durch eine Email von Cesar Mbungo wurde ich auf Sie aufmerksam. Ich versuche seit über einem Jahr, den Aufbau erneuerbarer Energie in Mbata Kiela(Kongo) durch das BMZ zu fördern. Letztlich ist das an zu hohen bürokratischen Vorgaben gescheitert.

Nun habe ich einen bayerischen Solarunternehmer gefunden, der 20 000 € dafür spenden will. Kann der Verein Motema Congo die Organisation und Durchführung übernehmen? Falls das gelingt, würde ich die Spende über Sie an Cesar leiten.

Viele Grüße

Josef Göppel
Dipl.Forstingenieur (FH)
Energiebeauftragter BMZ für Afrika

Es war der 28. März 2022 und Jessica bat mich eine Antwort zu verfassen.

Im Gedanken formulierte ich schon die Antwort: wir fühlen uns zwar geehrt ob der Anfrage, aber in diesem Fall können wir bedauerlicherweise nicht weiterhelfen, da es unserem Vereinszweck nicht entspricht. Außerdem erschien es mir für unsere Verhältnisse eine Nummer zu groß. Gleichzeitig kamen natürlich Fragen auf, wo ist Mbata Kiela, wer ist Cesar, wieso Motema Congo und vor allem wer genau ist Herr Josef Göppel, Energiebeauftragter Afrika für das BMZ? Bundesministerium für Zusammenarbeit und Entwicklung! Ich begann zu recherchieren..

Josef Göppel, unter anderem Gründer und Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege, fast zwei Jahrzehnte Mitglied des Deutschen Bundestages, umweltpolitischer Visionär und er hat ein Herz für Afrika. Neugierig geworden, bot ich in meiner Antwort an, vielleicht kurz zu telefonieren um beide Seiten darzulegen und herauszufinden ob es einen ausreichenden Konsens gibt.

Sein Büro vermittelte mir daraufhin einen 20minütigen Telefontermin. Schnell war klar, Herr Göppel war ein Macher der gewohnt ist selektiv zu Handeln, der seinem inneren Kompass folgt. Meine Fragen wurden nacheinander geklärt. Herr Cesar ist ein Pfarrer ebenfalls aus dem Kongo und beide kennen sich hier aus Deutschland. Mbata Kiela ist eine Internatsschule für ungefähr 140 Schüler bis zum Abitur, welche 1920 von den Belgiern ca. zwei Stunden entfernt vom Boma erbaut wurde. Wie sich herausstellte wünschten sich die Schüler und Lehrer dort nichts sehnlicher als Strom zum Lernen und Arbeiten. Für 2020 zum 100jährigen Fest der Schule wollte Herr Göppel auch in seiner Funktion für das BMZ, dies bewerkstelligen. Nahezu zwei Jahre lang vergebens. Doch er hatte schon einen Mitstreiter gefunden der bereit war das Projekt zu finanzieren. Alle seine Mühen endeten letztendlich in unserem Telefonat. Es wurden 40 Minuten und ich spürte seine Leidenschaft, die Überzeugung es durchführen zu müssen, weil es richtig und vor allem notwendig war. Innerlich wusste ich sofort, wir werden alles tun, um bei der Vollendung dieses lange gehegten Wunsches behilflich zu sein.

Zunächst begann ich das Errichten einer Solaranlage unter dem Aspekt unseres Mottos Hilfe zur Selbsthilfe zu betrachten. Die Förderung und Unterstützung der Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, zur Selbsthilfe in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Ausbildung und Selbstversorgung, steht unter §2 Zweck, Aufgaben, Gemeinnützigkeit in unserer Vereinssatzung. Gehört zu Bildung nicht auch Strom für Licht, Laptops und damit Bereitstellung zu adäquaten Lernmittel? Gehören Strom, wie Wasser und Nahrung nicht zum Grundbedürfnis der Menschen im 21. Jahrhundert? Was bitte ist geeigneter als Solarenergie in einem Land mit 362! Sonnentagen? Noch ein Anruf zur Absicherung beim Finanzamt wegen der Spendenbescheinigung und die Sache war geklärt.

Bei unserem zweiten Gespräch wurden die Informationen ausgetauscht und ein Fahrplan für das weitere Vorgehen erstellt. Als ich um ein paar Wochen Zeit bis nach Ostern für das Organisatorische im Kongo bat, erwiderte mir Herr Göppel: “ Herr Haupt die Zeit haben wir nicht, ich muss nächste Woche nach Berlin zu einem Termin mit unserer Entwicklungsministerin Frau Schulze und möchte gerne eine Erfolgsmeldung mitnehmen, warum erneuerbare Energie für Afrika über einen kleinen Verein möglich ist, aber durch das Bürokratiegeflecht in unserem Lande blockiert wird“.

Zwei Wochen später, 15. April. Der Schock konnte nicht größer sein. Herr Göppel ist überraschend am 13. April 2022 verstorben. Lähmung, was jetzt? Herr Göppel war die Zentrale bei dem alle Fäden zusammenliefen. Wer war eigentlich der Geldgeber für dieses Projekt, wie geht es weiter? Stillstand, erneutes recherchieren.

Sucht man noch nach Beispielen in den unzähligen Angeboten für erneuerbare Energien, sticht die Firma Energiebauern des Herrn Bichler deutlich heraus. 1978 entstehen erste Konzepte für Solarthermieanlagen unter dem Motto Energie sparen, Alternativen entwickeln und 1993 errichtet Herr Bichler als einer der Pioniere in Deutschland, eine Photovoltaikanlage mit 2kW Leistung. Als langjähriger Freund und Wegbegleiter des Herrn Göppel, machte er sich das Versprechen für die erfolgreiche Inbetriebnahme einer Anlage hier in Deutschland, einen bestimmten Betrag für die Errichtung einer Photovoltaikanlage im Ausland zu spenden. In diesem Fall für das Internat im Kongo. Auch wir telefonierten und waren uns einig, das bereits beschlossene Projekt ganz im Sinne von Herrn Göppel zu Ende zu bringen. An dieser Stelle möchte ich auch Herrn Stobernack, Pressesprecher des DVL und zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, aufrichtig danken für die Vermittlung und Fürsprache in dieser Angelegenheit.

Pfarrer Cesar im Kongo, der mittlerweile selbst an besagter Schule unterrichtet, wusste von alledem nichts. Jetzt war es an mir, die Fäden zu ziehen. Über Email waren wir mit Pfarrer Cesar in Kangu, so heißt der Ort von Mbata Kiela, in Verbindung. Herr Bichler stellte das Geld zur Verfügung und nach ca. drei weiteren Monaten konnte Ende Juli der Baubeginn starten. Zwischenzeitlich gab es noch Bangen und Zittern wegen des immer schwächer werdenden Euros zum Dollar und ob der Betrag bei den steigenden Preisen reichen würde. Es ging gut aus und vier Wochen später erreichte uns die freudige Nachricht, die Anlage ist installiert und die Lampen leuchten.

“ Energie nicht nur konsumieren, sondern erzeugen und mit ihr wirtschaften“ Ganz im Sinne von Herrn Josef Göppel und getreu unserem Motto Hilfe zur Selbsthilfe.

Während ihr jetzt diese Zeilen liest, befinde ich mich selbst im Kongo um mehr in Erfahrung zu bringen, wie wir in Zukunft dieses Pilotprojekt auch für unsere eigenen Projekte wie die Ausbildungsstätte oder Kliniken umsetzen können. Denn dies wurde zu meinem Herzensprojekt.

Byo aus Boma

Euer Christian

Herr Josef Göppel (†) mit Pfarrer Cesar

Ein Gedanke zu “Solaranlage für Mbata Kiela oder das Vermächtnis von Herrn Göppel

  1. Super Projekt… Weiter so!!
    Erneuerbare Energien müssen dort nach und nach zum Standard werden!
    Mit freundlichen Grüßen
    Elisabeth Krempl

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s