Lieber Leser,
nach sechs erfüllten Wochen in Boma bin ich wieder auf deutschem Boden zurück.
Diesmal war mein langersehnter Aufenthalt nicht nur wegen unserer Projekte sehr besonders, sondern auch für meine persönliche Entwicklung.
Mittlerweile kennen mich schon viele Menschen in Boma und immer wieder bekomme ich freundliche Zurufe oder werde spontan gegrüßt. Seit 2020 kaufe ich in der Stadt bei derselben Obstverkäuferin mein Obst, habe meinen Lieblingsbrotstand und meine Wasserverkäufer. Mit Französisch kann ich mich sehr gut verständigen und auch das einheimische Essen vertrage ich problemlos. Spannend war auch, dass ich erstmals selbst mit dem Auto durch die kongolesischen Straßen gefahren bin. Ein weiterer Schritt Unabhängigkeit der mir zudem richtig viel Spaß machte.
Zusammen mit meinem Team haben wir bei diesem Aufenthalt viel geschafft. Mich hat es persönlich natürlich sehr gefreut alle wieder zu sehen, jedem einzelnen wieder begegnen zu dürfen. Ein Stück weit war es für mich wie nach Hause kommen.
Etwas Besonderes war es Pfarrer Polydor und die Nonne Francoas wieder zu treffen. Pfarrer Polydor begleitet mich seit 2020. Wir nennen ihn auch meinen spiritueller Papa und Doktor meiner Seele. Wahrhaftig ist er im Kongo als Seelsorger bekannt und wird häufig aufgesucht von Hilfesuchenden. Unsere gemeinsamen, sehr wertvollen Gespräche möchte ich nicht mehr missen. So wie vor meiner Heimreise, als ich noch für ein längeres Gespräch bei ihm war und wir am Ende gemeinsam beteten. Dies gehört mittlerweile schon zu unserem Ritual vor meiner Abreise.

Auch die Nonne Francoas begleitet mich schon seit 2020. Sie war bis vor ihrer Rente als Ärztin tätig und auch viel in Europa unterwegs. Sie ist ein sehr weltoffener und positiver Mensch. Unsere Begegnungen und Gespräche bereichern mich und erfreuen mein Herz. Sie ist mittlerweile meine Oma im Kongo.

Jeden einzelnen Tag in Boma habe ich sehr genossen und ich fühlte mich geerdet.
Neu war diesmal, dass nach vier Wochen mein Papa Christian (2.Vorstand von Motema Congo e.V. ) gemeinsam mit Bamned zu uns nach Boma gereist ist. Zwei Wochen waren sie da um unsere Projekte persönlich zu besuchen und bei den verschiedensten Tätigkeiten vor Ort zu unterstützen. Anschließend sind wir gemeinsam nach Hause geflogen.
Ein schönes Erlebnis war für uns alle, wie mein Papa als erster Pate sein Patenkind im Kongo persönlich kennenlernen durfte. Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, wie aufregend es für sein Patenkind Gloria und besonders für die gesamte Familie war. Auf dem gemeinsamen Weg zum Haus der Familie überraschte uns ein starker Regen, sodass wir das letzte Stück laufen mussten. Ich war zwar patschnass aber zugleich glücklich. Bei der Familie angekommen wurde Papa herzlich und aufgeschlossen empfangen. Wir saßen mit der Familie zusammen, unterhielten uns und lauschten dem Regen. Ein sehr schönes, nachhaltiges Erlebnis für beide Seiten.
Vor unserer Abreise hielten wir noch eine Teambesprechung unter dem Mangobaum, um unsere Arbeit zu reflektieren und die verschiedenen Aufgaben im Team effektiver aufzuteilen. Dies entlastet nicht nur mich und Jean-Leonard, sondern ermöglicht es auch den einzelnen Projekten mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Für unsere Selbstversorgerfarm und Errichtung der Ausbildungsstätte für Menschen ohne Schulbildung, ist nun Aziza unser Ansprechpartner und Aufsichtsführender. In unserem deutschen Vereinsteam wird mein Papa diese zwei Projekte zukünftig betreuen und begleiten.
Um die Kindergeburtstage wird sich weiterhin Aziza gemeinsam mit Dauphine kümmern.
Dauphine wird nach wie vor für die zwei Waisenhäuser zuständig und der Kontakt zu unseren Patenkindern sein.
Jean Leonard betreut unsere 27 Studenten und kümmert sich um alles Organisatorische in Boma.
Sandra von unserem Motema Congo Team in Deutschland wird weiterhin die Emails an unsere Studentenpaten übernehmen und mich zunehmend mit der Betreuung des Schriftverkehrs entlasten.
Ich werde wie gehabt unsere 33 Patenkinder, sowie die zwei Krankenhäuser betreuen und alles Organisatorische in Deutschland übernehmen.
Für diese Unterstützung sowohl in Deutschland als auch in Boma bin ich sehr dankbar. Nur so können unsere Projekte stets weiter wachsen.
Die nächsten Wochen werden wir euch nach und nach, gemeinsam in weiteren Beiträgen von unserer Selbstversorgerfarm, Ausbildungsstätte, Besuch der Solaranlage in Mbata Kiela und Besuch unserer Krankenhäuser erzählen. Gemeinsam haben wir einiges erreicht und erlebt in dieser Zeit.
Am Ende haben wir noch unsere Patenkinder zu einer kleinen Abschiedsfeier eingeladen. Es gab für jedes Kind ein belegtes Sandwich und eine Fanta. Es wurde gemeinsam gesungen und gebetet. Jedes einzelne unserer Patenkinder ist besonders und hat einen Platz in meinem Herzen.

Die Zeit im Kongo hat mich wieder sehr erfüllt. Am Abend vor unserer Abreise hat sich unser Team noch auf ein Getränk am Kongo Fluss getroffen. Wir ließen die gemeinsame Zeit Revue passieren, lachten zusammen und machten Pläne für die Zukunft. Währenddessen fiel ein leichter, warmer Sommerregen auf uns. Es wurde mir etwas schwer ums Herz als wir uns verabschiedeten. Doch genau in diesem Moment bildete sich ein riesiger Regenbogen über uns am Himmel. Es war geradezu magisch. Ich bin sehr dankbar für diesen Augenblick, der mir Mut und Zuversicht für die Zukunft schenkte.
Mit wertvollen Erinnerungen im Gepäck sind wir letztendlich nach Hause geflogen. Abschließend kann ich sagen, der Kongo wird immer mehr zu meiner Heimat und die Menschen dort immer mehr zu meiner Familie.
Mit den Menschen im Kongo verbunden
Eure Jessica
Kaum zu Hause zurück, wurde der regionale Fernsehsender TVA auf Motema Congo e.V. und unsere Projekte aufmerksam. Ich freue mich die Vison meines Herzens langsam in die Welt tragen zu dürfen.
Ich lade dich hier ein den kleinen Beitrag anzusehen.
https://www.tvaktuell.com/mediathek/video/mein-landkreis-regensburg-vom-12-april-2023/