Zurück im Kongo, was ich hier so erlebe…

Seit fast zwei Wochen bin ich nun zurück im Kongo. Gut drei Tage dauerte es bis ich mich wieder umgestellt und an die hiesigen Gegebenheiten gewöhnt habe. Das heißt Klima, das einheimische Essen, die knappe Wasserversorgung. Seit meiner Ankunft ist das Wasser sehr knapp. Meist kommt das kostbare Gut nur einmal am Tag für kurze Zeit aus der Leitung, häufig jedoch gar nicht. Wenn etwas Wasser fließt, freut man sich wirklich sehr darüber und fängt es sogleich in einem Eimer auf. Gestern haben wir Wasser von einer drei km entfernten Quelle in Kanister für uns abgefüllt. Ich gehe deshalb sehr bewusst mit dem Wasser um und bin froh wenn ich am Tagesende etwas in meinem Eimer habe um mich zu waschen.

Bis jetzt besuchte ich bereits unsere vier Waisenhäuser die wir unterstützen, einzelne Patenkinder, sowie das kleine Krankenhaus Manterne. Bei meinen Besuchen habe ich sogleich die entsprechenden Sachspenden von unserer Schiffscontaineraktion mitgebracht. Dazu folgt bei Zeit ein extra Blogbeitrag.

Besuch im Waisenhaus Bethlehem

Es ist sehr interessant nun selbst zu sehen, wie sich in einem Jahr unsere verschiedenen Projekte entwickelt haben. Nun können mein Team und ich gemeinsam reflektieren, was läuft gut und wo braucht es eine Veränderung.

Besuch im Waisenhaus Stella Maris zum Frühstück
Besuch im Waisenhaus Notre Dame de Lourdes

Im Waisenhaus Notre Dame de Lourdes konnten wir letztes Jahr einen Brunnen bauen. Dies brachte eine enorme Erleichterung für die Kinder und Mitarbeiter des Waisenhauses.

Unser Brunnen im Waisenhaus Notre Dame de Lourdes

Gleich neben dem Waisenhaus ist für die Kinder eine Grundschule. Tanzend und freudig wurde ich empfangen.

Die Kinder haben gesungen und getanzt zur Begrüßung

Überrascht war ich zu sehen, dass es weder Tische noch Bänke für die Grundschulkinder gibt. Sie sitzen während dem Unterricht lediglich auf einem Ziegelstein am Boden.

Unterricht ohne Tische und Stühle

Ein paar wenige unserer Patenkinder durfte ich schon wiedersehen. Freudig liefen mir die einzelnen Kinder in die Arme. Sie konnten das letzte Jahr die Unterstützung ihres Paten selbst erleben, indem sie zur Schule gehen durften. Auch kennen sie mich nun schon und haben Vertrauen gewonnen. Daher begegnen die Kinder mir sehr aufgeschlossen und freudig.

Ich freue mich schon diese Woche den größten Teil unserer Patenkinder wieder sehen zu dürfen.

Auch haben Pfarrer Jean Leonard und ich dieses Jahr sechs neue Patenkinder vermittelt. Bei fünf von ihnen waren wir bereits zu Besuch und haben die Unterstützung durch den Paten erklärt. Sowohl die Kinder als auch die Familien sind sehr dankbar. Jedoch sind sie uns gegenüber noch sehr zurückhaltend. Die meisten Kinder haben mit mir zum ersten Mal eine Weiße gesehen.

Besonders begeistert bin ich, wie gut die Patenschaften mit unseren Studenten für ein Studium laufen. Unsere Patenstudenten sind durchwegs sehr bemüht und fleißig in ihrem Studium, wohl wissend dass sie ohne ihrem Paten nicht studieren könnten. Jede Woche kamen nun schon zwei bis drei Studenten, um sich mit frischen Früchten wie Bananen, Mango oder Avocado bei mir für ihren Paten zu bedanken. Häufig haben sie viele andere Probleme, sodass sie zum Beispiel nicht wissen wie sie ihr Essen finanzieren sollen. Allerdings bleiben sie optimistisch und ziehen ihr Studium weiter durch. Auch für Pfarrer Jean Leonard ist es viel weniger Verwaltungsaufwand als mit unseren Patenkindern, da die Studenten das Meiste selbstständig erledigen können. Die Studiengebühren holen sie sich bei Pfarrer Jean Leonard ab und zeigen anschließend den Zahlungsbeleg der Universität vor.

Unser Student Arthur bringt Bananen zum Dank

Auch die kleine Jessica durfte ich in ihrer Adoptivfamilie wieder sehen. Sie hat mich natürlich nicht wiedererkannt und war anfangs etwas schüchtern. Letztes Jahr war sie ja noch so klein. Ihr geht es gut und sie kann nun schon laufen. Sie hatte so ein Glück hier im Kongo, bei dieser Familie ein zu Hause gefunden zu haben, wo auch ihre Wurzeln liegen.

Besonders schön war mein Besuch in dem kleinen, auf einem Hügel gelegenen Landkrankenhaus Manterne. Viele Geburten finden dort statt, auch gibt es eine Pädiatrie für kranke Kinder und eine Chirurgie. Immer wieder staune ich, mit welch einfachen Mitteln sie fachlich sehr kompetent arbeiten.

Das Krankenhaus Manterne
Das Ärzte und Pflegeteam des Krankenhauses Manterne
Im Neugeborenen Bereich
Im Neugeborenen Bereich

Hier wurde bereits begonnen an das Krankenhaus 3 Räume anzubauen. Ein Labor, ein Zimmer wo die Bluttransfusionen verabreicht werden und ein neues Behandlungszimmer soll dort entstehen. Allerdings ist der Bau gestoppt da die finanziellen Mittel erstmal fehlen.

Bei meinem Rundgang hörte ich einige Menschen durcheinander reden, bis ich sah dass gerade sechs junge Männer, eine schwer kranke Frau auf einem Gartenstuhl ins Krankenhaus transportierten. Ein Krankenwagen wie bei uns, könnte das Krankenhaus auf dem Hügel auch nicht erreichen.

Von einer Krankenschwester namens Francine ließ ich mir erzählen, dass sie ein Baby Namens Hope mit vier Monaten hat, jedoch schon wieder im Krankenhaus arbeitet, weil sie das Geld benötigt. Im Kongo gibt es keine finanzielle Unterstützung für Frauen die ein Baby haben. Wenn Francine Nachtdienst hat, nimmt sie ihre kleine Tochter in die Arbeit mit und die Schwester von Francine begleitet sie. Während Francine arbeitet bleibt die Schwester mit dem Baby Hope im Bereitschaftszimmer zum schlafen. Sobald Hope gestillt werden muss, holen sie Francine.

Krankenschwester Francine mit ihrem Baby Hope

Wieder faszinieren mich der Zusammenhalt, die Kreativität und die Stärke der Menschen hier im Kongo.

Da die Regenzeit heuer sechs Wochen später einsetzte als normalerweise, werden ich nächste Woche erst unsere Selbstversorgerfarm besuchen. Auch werden wir dann die im September gespendeten Bäume pflanzen lassen. Darauf freue ich mich schon.

Mir selbst tut die Auszeit von unserer hektischen, europäischen Welt sehr gut. Hier im Kongo, wo die Menschen noch viel mehr im Einklang mit der Natur leben, fühle ich mich sehr geerdet. Viele der essentiellen Probleme der Menschen im Kongo, wo es schlicht ums Überleben geht, sind für uns in Europa unvorstellbar. Und doch strahlen die Meisten von ihnen Mut, Zuversicht und Freude aus. Hier wird trotzdem gelacht und der Glaube gibt ihnen Kraft.

Ich bin sehr glücklich unter all den lebensfrohen, buntgekleideten Menschen zu sein.

Viele Grüße an Dich

Jessica


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